Dortmund weltweit
In vielen Gemeinden und im Kirchenkreis Dortmund findet ökumenische Gemeinschaft lebendigen Ausdruck in regelmäßigem Austausch und Projekten mit kirchlichen Partnern in aller Welt. Immer wieder besuchen deshalb auch Delegationen des Kirchenkreises die Partnerkirchen in anderen Ländern. Hier gibt’s die Berichte live von unterwegs.
Aktuelle Beiträge
Besuch aus Salford in Dortmund in Lünen
Nach zwei Jahren Pause kam es vom 7.-14.10.22 endlich wieder zu einem Besuch von diesmal fünf Gästen aus dem englischen Partnerkirchenkreis Salford bei evangelischen Gemeinden in Lünen. Während der Corona Zeit wurde der Kontakt per Zoom lebendig gehalten. Aber eine Woche gemeinsam zu verbringen, festigt die Freundschaft doch mehr.
Es gab ein bunt gemischtes Programm, an dem englische und deutsche Freundinnen und Freunde zusammen teilnahmen. Bei St Georg informierte Pfarrerin Anja Bunkus über das Projekt Stattkloster. Die Teilnahme am Frühstücksbasar in Gahmen und ein Gespräch über die Flüchtlingsarbeit in Haus Neuland gehörten zu den weiteren Aktivitäten in Lünen. In Dortmund war nur Shopping angesagt und am Nachmittag ein Besuch im Volunteershouse. Die überzeugende Idee eines freiwilligen Jahres hier soll nun noch einmal in Salford beworben werden.
Zum Thema Klimawandel passte der Besuch der Ökologiestation in Bergkamen, ein kleiner Spaziergang durch die Lippeauen und der Besuch von Remondis.
Ein Tagesausflug führte in das Westfälische Museum für religiöse Kultur in Telgte, das mit seinen interessanten Exponaten alle begeisterte.
Wie bei jedem Besuch übernahm der Leiter der englischen Delegation Dr Keith Archer am Sonntag die Predigt im Gottesdienst in Horstmar. Nach dem Gottesdienst überraschte der Posaunenchor Preussen die Gäste mit einem Ständchen. Vielleicht gibt es demnächst mal wieder die Gelegenheit, in Salford aufzutreten. Ein englischer Chor hat sich bereits für nächsten Sommer in Lünen angekündigt.
Jerusalem
Am Freitagvormittag ist unser Ziel die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Mit Filmen, erzählten Geschichten, Bildern und persönlichen Gegenständen der Opfer sind die Geschichte der Nazi-Diktatur, der Judenverfolgung und systematisch geplanten Vernichtung in Deutschland und anderen europäischen Ländern in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg umfassend dokumentiert. Wir haben 2 Stunden Zeit uns die Ausstellung selbstständig mit einem Audio-Guide anzusehen. Dies ist wenig und viel Zeit zugleich. Wenig, weil so viele Aspekte dargestellt werden, die man gar nicht alle aufnehmen kann. Und viel vor allem deshalb, weil man bei jedem Schritt damit konfrontiert wird, was Menschen anderen Menschen antun können. Durch aktives Tun, aber auch durch Wegsehen und Gleichgültigkeit. Besonders die Geschichten über das Schicksal vieler Kinder und Jugendlicher berühren mich sehr. Am Ende der Ausstellung gelangt man in einen Raum, in dem die Namen aller Opfer des Holocaust dokumentiert sind. Es ist gut, dass sie damit nicht vergessen werden können. Auch wenn das Bild der unzähligen schwarzen Aktenordner, in denen die Namen auf einzelnen Blättern aufbewahrt werden, das ganze Ausmaß der planmäßigen Vernichtung von Menschenleben noch einmal erschreckend deutlich macht.
Der absolute Kontrast zu den Eindrücken am Vormittag ist der jüdische Markt in Jerusalem, auf dem wir uns einen Mittagsimbiss gönnen. Hier ist es bunt, wuselig, laut und sehr lebendig.
Nachmittags erkunden wir das Viertel, in dem vor allem orthodoxe Juden leben und sich auf den Schabbat und das anstehende Laubhüttenfest vorbereiten. Staunend sehen wir, dass schon viele Hütten auf Balkonen und in Vorgärten errichtet worden sind. Man kann am Straßenrand noch Palmzweige kaufen, um ein Hüttendach vorschriftsmäßig zu decken. Fast wie bei uns der Weihnachtsbaumkauf. Und wir lernen, dass Zitronen nicht alle gleich sind, sondern man die perfekte Zitrone für das Fest nur dann findet, wenn man sie zuvor mit einer Lupe untersucht.
Am Ende des Tages haben wir die Gelegenheit, an einem Schabbatgottesdienst in einer liberalen jüdischen Gemeinde teilzunehmen. Es ist schön, dass dies trotz der Vergangenheit möglich ist. Die schwungvollen Lieder mit Gitarre und Tamburin bleiben im Ohr, als wir uns auf den Rückweg in unser Quartier in der Altstadt machen. Schabbat Shalom!
Viele Grüße
Rainer und Barbara
Der größte Schlüssel der Welt
Am Dienstagnachmittag, 04.10.2022, gegen 15 Uhr erwacht die Gruppe im Bus. Nach dem Besuch der Brotvermehrungskirche, Kapernaum und einem Mittagsbad im See Genezareth am Vormittag, fielen viele auf der drei stündigen Fahrt nach Bethlehem in den Mittagsschlaf. Aufgeweckt von Hupen und erstaunt über den engen und stockenden Verkehr, geht das Staunen weiter: die Landschaft, die wir erblicken ist nicht mehr grün, sondern wüsten-steingebirgiges Land. Irgendwie sind wir in einem anderen Gebiet oder gar Land? Angekommen in Beit Jala (2km von Bethlehem entfernte Stadt mit mehrheitlich christlichen Einwohner*innen) begrüßt uns Khadra, die für die nächsten zwei Tage unserer Guide ist. „Willkommen in Beit Jala, genauer gesagt der A-Zone, der autonomen Zone Palästinas“. Wir beziehen unsere Zimmer in Talitha Kumi, einer der 135 deutschen Auslandsschulen mit angedockten Gästehaus und Begegnungsort. Anschließend machen wir uns auf dem Weg durch das Flüchtlingscamp Aida, welches den größten Schlüssel der Welt (guiness record) trägt. Ein Schlüssel, der ein Symbol der geflohenen Menschen ist, die wahrhaftig immer ihren Schlüssel in der Tasche tragen, um bereit zu sein für den Tag an dem sie ihre Häuser wieder beziehen dürfen. Viele der Häuser existieren aber nicht mehr, erklärt uns Khadra. Wir enden an einer 9 Meter hohen Betonwand mit Stacheldraht. „Make Hummus not Walls“ „Walls are made for climbing“ sind Beispiele der riesigen Schriftzüge an der Mauer, die Beit Jala, Bethlehem und viele andere Städte um- und durchquert. 759 Kilometer lang soll die Absperrung entlang der Grenzlinie zwischen Israel und dem Westjordanland, der „Westbank“, insgesamt werden, mit dessen Bau 2002 begonnen wurde. Eine Mauer, die schützen soll, die Angst macht, die Sicherheit gibt, die teilt, die eint, die überall erscheint. Da heute der höchste jüdische Feiertag, Jom Kippur, ist, darf niemand die Zone A verlassen, es gäbe auch keinen Weg hinaus, die CheckPoints sind geschlossen. Wir spazieren noch weiter an der Mauer entlang, biegen dann ab und erreichen nach einigen Minuten bergaufwärts Khadras zu Hause. Dort erwartet uns ein wundervoll leckeres Abendessen und wir erfahren mehr von Khadras Vergangenheit. Eine Geschichte einer Frau, die in Deutschland ihre Kindheit und Jugend verbrachte und nach einem Sommerurlaub mit der gesamten Familie in Bethlehem mit 16 Jahren aufgrund des Wunsches des Vaters nicht mehr zurück kehrte. Bethlehem, Palästina war plötzlich ihre neue Heimat, weil sie hier geboren wurde, hier ihre Wurzeln liegen, entschied der Vater, dass die gesamte Familie bleibt. Zunächst wütend über diese Entscheidung ist Khadra mittlerweile stark verwurzelt in Beit Jala, in Bethelehem und vielen anderen Städten. Sie ist Reiseleiterin und führt monatlich viele Gruppen durch ihre Heimat – als Frau, als Christin, als Palästinenserin, als deutsch-sprechende, als engagierter starker Mensch.
Wir gehen mit vielen Eindrücken, Fragen und verschiedenen Gefühlen aus dem Tag. Es braucht wohl noch viel Austausch in den nächsten Tagen.
Morgen widmen wir uns aber erst einmal wieder einem weiteren wichtigen Schauplatz biblischer Ereignisse und starten mit dem Besuch der Geburtskirche Jesu.
Hannah
Intergenerative Studienreise Israel und Palästina
Am 01. Oktober ging es für uns auf die Reise nach Israel- in das heilige Land. Ein Zufluchtsort für Menschen jüdischen Glaubens und Ursprungs aller Welt, um Sicherheit und Gemeinschaft zu erfahren.
Für uns ist es in den nächsten Tagen vor allem ein Ort der Begegnung.
Abends am 1. Oktober 22 kamen wir in Tel-Aviv an und ließen den Abend ausklingen indem wir anfingen uns über die kommenden Themen auszutauschen. Der nächste Tag startete mit einem sehr leckeren, traditionellen Frühstück. Danach schlenderten wir durch die Gassen von Jaffa und erfuhren von Einat einer Israelin die Geschichte der Stadt, viel über ihr Leben und ihre Ängste und Hoffnungen für ein Leben in Israel.
Im Anschluss fuhren wir mit unserem Reisebus weiter, um das Kibbuz Mischmar haEmek zu erkunden und den Erzählungen von der langjährigen Bewohnerin Lydia Aisenberg zu lauschen. So setzten uns mit der Idee des Sozialismus auseinander. Alles gehört allen zusammen, alle sind gleich viel Wert und alle bringen sich in die Gemeinschaft ein. Wenn Du eine Wohnung brauchst bekommst Du eine, für Strom, Gas und Wasser sorgt die Gemeinschaft. Kleidung bekommst Du und wird zentral gewaschen. Alle Kleidungsstücke bekommen Nummern, so dass sie wieder zugeordnet werden können. Nach einem langen Tag erreichten wir die Begegnungsstätte Nes Ammim und kamen erneut ins Gespräch.
Klingt das nach dem perfekten Zusammenleben?
Wir fragten uns, ob wir uns das für unser Leben vorstellen können. Die Gespräche dauern an.
Die vielen Eindrücke der ersten Tage waren für uns sehr beeindruckend und überwältigend. Wir bekommen hier viele Impulse, versuchen die Hitze zu genießen und mehr über politische, religiöse und nationale Meinungen zu erfahren.
es bleibt spannend …
Anika