Wie groß mag er sein, der Haufen Plastikmüll, den wir selbst durch unseren Besuch in Bolenge hinterlassen haben? Diese Frage stellen wir uns, als wir an einem Stand mit in Plastiktüten verpackten Erdnüssen im Dorf Lilanga vorbei gehen: da wären zunächst die ca. 150 PET-Wasserflaschen mit dem Aufdruck „Canadian pure“, her geschifft aus Kinshasa. Dazu kommen Folien, die wir am Flughafen um die drei mitgeführten Wasserfilter wickeln mussten, damit sie in das Flugzeug durften. Weiter geht´s mit den Verpackungen für Instantkaffee und Milchpulver, für Seife, Zahnpasta und für Waschmittel zum Wäschewaschen. In dem von uns mitgebrachten nagelneuen Trikotsatz für die Mädchenmannschaft von Bolenge war jedes Shirt und jede Hose einzeln in Folie eingeschweißt. Wie ärgerlich! Diese Liste lässt sich noch beliebig weiterführen.

Aus dem Internet erfahren wir mehr zum Thema Verpackungsmüll: Laut Bundesumweltamt haben wir in Deutschland im Jahr 2016 mit 220,5 Kg Verpackungsmüll pro Kopf den traurigen Spitzenplatz in Europa eingenommen. Der europäische Durchschnittswert lag 2015 bei 167,3 Kg pro Kopf.
Von diesen Verpackungsmüllmengen sind wir in Bolenge zum Glück (noch) weit entfernt. Aber genau wie bei uns hat auch hier die Plastiktüte nach und nach die Papiertüte als Verpackung verdrängt. Abfälle waren früher fast ausschließlich organisch und wurden als Kompost entsorgt. Hinter den meisten Häusern gibt es ein Loch, in dem Kompost gesammelt wird. Später werden dort Bananenstauden gepflanzt. Aber Plastik verrottet nicht und das Verbrennen von Plastikmüll setzt Giftstoffe frei, die Luft und Boden belasten. Genau wie bei uns ist dieses Problem nur zu lösen, wenn wir Müll vermeiden.
Zuhause fällt uns diese Flut an Plastik- und Papiermüll, die wir täglich produzieren, kaum auf. Sie verschwindet in Mülltonnen und wird damit für uns unsichtbar. Aus den Augen, aus dem Sinn? Wir recherchieren weiter auf der Seite des Bundesumweltamtes: Bei uns in Deutschland wurden 2016 von der angefallenen Müllmenge 70% recycled, der Rest wurde, wie es so schön heißt, energetisch verwertet. Im Klartext: Im Jahr 2015 haben wir in Deutschland 66 kg Verpackungsmüll pro Kopf und Jahr verbrannt. Das sind fast 6 Millionen Tonnen!

Dieser Artikel hätte auch anders aussehen können, mit Fotos von Plastikflaschen am Straßenrand, Plastiktüten am Flussufer und von Nutztieren, die zwischen Plastikmüll nach Futter suchen. Diese Fotos haben wir aber nicht aufgenommen. Weil uns schmerzlich bewusst ist, dass es uns nicht zusteht. Die Begegnung mit Plastikverpackungen in Bolenge wirft uns direkt auf den eigenen Umgang mit dieser Problematik zurück.