Die ökumenische Welt ist -manchmal- klein. Im Andreas-Kukuri-Centre in Okahandja treffen wir auf Juri. Mit der Vereinten Evangelischen Mission absolviert Juri einen einjährigen Freiwilligendienst in Namibia. Vier Wochen ist er nun schon im Land, und wir kommen miteinander ins Gespräch. Da unsere Gruppe auf dem Weg nach Mariental ist, um an einer Konferenz teilzunehmen, an der auch Juri teilnehmen wird, fährt er spontan mit uns mit. Auf der Konferenz treffen wir dann auch auf Jacqueline, die seit wenigen Tagen als Süd-Süd Freiwillige aus Tansania ebenfalls die Arbeit der ELCRN unterstützt. Spannende Gespräche entwickeln sich, über Juris erste Wochen als Freiwilliger in der ELCRN, aber vor allem über Politik und Sprache und Konstruktion von Identitäten. Warum nicht also Juri selbst einen Beitrag für unseren Blog schreiben lassen? Here we go…

„Wer neue Schritte gehen mag, der schreibe einen Blogeintrag…frei nach diesem Motto werde ich also hier gleich zwei Premieren feiern: Zunächst bin ich der erste Gast, der in diesem Blog berichten darf, was riskant werden könnte, denn zweitens ist es überhaupt der erste Text dieser Art, der meiner Feder entspringt. Die Chance möchte ich natürlich gerne beim Schopfe packen, natürlich, ohne Sie verletzen zu wollen. Sprache kann aber auch verletzen, ohne dass Möglichkeiten gewaltsam an den Haaren gezogen wird von um Humor bemühten Essayistinnen. Nehmen wir uns doch mal meinen allerersten Satz vor. Da mag zunächst nichts falsches auffallen, es ist auch bei genauerer Betrachtung nur schwer zu erkennen. Aber gerade das ist häufig das Problem: Die deutsche Sprache schließt unterschwellig oft aus, durch historisch gewachsene Strukturen tippe ich automatisch „der“ schreibe einen Blogeintrag. Na gut, ich bin ja auch männlich, könnte jetzt argumentiert werden, aber wer kann schon von sich behaupten, davor gefeit zu sein, in Anwesenheit einer ausschließlich mit Frauen besetzten Gruppe zu sagen: Wer möchte, der kann… Warum nicht in dieser Situation auch mal „die“ sagen? Darüber solllte man sich Gedanken machen. Moment – erwischt! Selbst das kleine Wörtchen „man“, das wir so selbstverständlich verwenden, hat einen klar ersichtlichen Ursprung im „Mann“. Ja, wir verwenden diese Ausdrücke selbstverständlich, und ein aktives Gefühl der Ausgrenzung macht sich wahrscheinlich bei nur wenigen Frauen bemerkbar, denn es geht ja schließlich um unsere Sprache, die wir tagtäglich benutzen, ohne darüber nachdenken zu müssen. Doch genau hier liegt das Problem. Wir unterstützen eine patriarchale Gesellschaft, in der Herren dominieren, indem wir gar keinen Gedanken daran verschwenden, im Gespräch von „Ärztinnen“ zu sprechen oder von „Lehrerinnen“. Womöglich wird das dann belächelt, oder auch gewertschätzt, auf jeden Fall aber wird es ein Zeichen setzen. Dagegen „Ärzte“ und „Lehrer“ zu erwähnen, wird überhaupt nicht bemerkt, es ist normal. Als ich neulich eine junge Frau kennen lernte, die sich angewöhnt hat, abwechselnd die männliche und weibliche Form zu verwenden, habe ich das als ein leuchtendes Beispiel empfunden. Meiner Meinung nach sollten wir uns in dieser Sache alle mehr Mühe geben. Dabei spielt es keine Rolle, ob wir weiblich oder männlich sind. Auch wenn es lange zumindest gewöhnungsbedürftig sein wird, auf manche Wörter, Sätze und Redewendungen zu verzichten und sie zu ändern, können wir dabei nur gewinnen. Denn es öffnet uns die Tür zu einer offeneren Gesellschaft und einem demonstrativen Zusammenleben gerechterer Art.“

Juri erzählt uns beim Abendessen, dass er nicht nach Namibia gekommen ist, um zu helfen oder das Land voranzubringen, sondern vielmehr eigene Ideen zu entwickeln. Das imponiert uns. Wer nach diesen Zeilen Lust hat, auch einmal ein Jahr in einem Projekt in Namibia oder in anderen Ländern im Globalen Süden zu verbringen und zwischen 18 und 28 Jahre alt ist, kann sich noch bis zum 15. Oktober 2018 beispielsweise bei der VEM bewerben.