Unmenschlich, ausbeuterisch und unvorstellbar sind Begriffe, die beschreiben, was wir gesehen haben. Die Arbeit an diesem Blogartikel fällt uns heute schwerer als an anderen Tagen. Dabei geht es um ein Lebensmittel, welches wir alle kennen und täglich konsumieren: es geht um Tee.
Teeanbau in Sri Lanka ist eng verwoben mit der Geschichte des Kolonialismus und der darauf folgenden politischen und wirtschaftlichen Entwicklung der letzten 200 Jahre. Mit Beginn der Kolonialiserung durch die Brit*innen kam die Teepflanze erstmals auf die Insel. Die günstigen klimatischen und geologischen Bedingungen des Hochlandes und das koloniale Bestreben der Brit*innen nach neuen Exportgütern waren mit Gründe für den Einstieg in den Anbau und Export von Tee aus den Kolonien nach Europa. Die fehlenden Arbeitskräfte ließen die Weißen Plantagenbesitzer*innen aus Indien einschiffen.
Wir machen einen Zeitsprung und stehen auf einer Teeplantage bei Nuvara Eliya, hoch oben in den Bergen des Inselstaates auf 1900 Meter Höhe. Das Klima ist hier rau, es ist feucht und deutlich kälter. Von 7:30 bis 17:30 Uhr arbeiten Frauen, Männer und Jugendliche ab 15 Jahren auf den Plantagen, Jede*r Teepflücker*in muss auf einen Mindestertrag von 16 kg täglich kommen, für einen Tageslohn von 3 Euro – das ist weit entfernt von existenzsichernden Löhnen, auch hier in Sri Lanka. Gepflückt wird der Tee mit Hand. Die Arbeiter*innen sind nicht nur für die Ernte, sondern auch für die Pflege und Versorgung von etwa 30.000 Teepflanzen auf einem ihnen zugeteilten Abschnitt verantwortlich; zweimal die Woche werden von jeder Teepflanze die oberen drei Teeblätter per Hand abgeerntet.
Wir sitzen mit 22 Menschen aus vier Generationen zusammen in einem Zimmer von 12qm. Viele stehen noch im Türrahmen – sie sind gekommen, um uns von ihrem Leben zu berichten. Der methodistische Reverend Richard ist unser Dolmetscher und ihr Seelsorger zugleich. Dabei wird nichts beschönigt, wir kommen im Gespräch sofort auf den Mangel an Gesundheitsversorgung, finanziellen Rücklagen, Schul- und Ausbildung für die Kinder und Nahrung zu sprechen. Eine staatliche Unterstützung gibt es nicht, Nebenjobs sind nicht erreichbar und die Kräfte lassen gar keine weitere Arbeit für weitere Verdienste zu. Wir wurden eingeladen auf eine Tasse Schwarztee. Wie die Teepflücker*innen ihren Tee selbst nennen? Den „blood of the workers“.