In drei Teams sind wir in diesen Tagen in Namibia unterwegs, um -gemeinsam mit unseren Partner*innen der Evanglisch-Lutherischen Kirche von Namibia (ELCRN)- das Instrument des Solidarity Funds zu evaluieren. Im Solidarity Fund werden Gelder von Partnerschaftsgruppen, deutschen Landeskirchen, der Vereinten Evangelischen Mission, der ELCRN selbst und weiteren Geldgeber*innen gebündelt. Über den Solidarity Fund, der 2013 im Bad Driburg Agreement vereinbart wurde, kann das Partnerschaftsbüro der ELCRN eigenständig Spenden und Zuwendungen verwalten – Gemeinden, Kirchenkreise und kirchliche Projektgruppen können hier Anträge auf Unterstützung stellen.

Teil unserer Evaluation sind Gespräche mit den Verantwortlichen direkt in den Projekten: allein gestern und heute sind wir weit mehr als 800 km gefahren – von Windhoek ging es  zunächst in den Norden, über Otjiwarango und Outjo und Fransfontain nach Kamanjab, und dann weiter über Kalkfeld wieder zurück nach Otjiwarango. Straßen, aber auch unbefestigte Schotterpisten verbinden Städte und Dörfer und Siedlungen miteinander. Und wir fühlen uns auch verbunden: mit unseren namibischen Kolleg*innen im Bus, mit denen wir uns intensiv austauschen über die gemeinsame Geschichte: 1884 wurde das Land zu Deutsch-Südwest-Afrika. Damit begann eine Geschichte der Ausbeutung und Unterdrückung der einheimischen Bevölkerung, die sich 1904 dagegen zur Wehr setzte. In diesem Krieg rottete das deutsche Militär fast das ganze Herero-Volk aus, der erste Völkermord der deutschen Geschichte. Auch die anderen Völker Namibias hatten unter Zwangsarbeit, Vertreibung in Reservate und Konzentrationslager zu leiden.

Wir diskutieren unterwegs auch über die Frage der Entschuldigung der deutschen Regierung ebenso wie über Reparationszahlungen, und ganz aktuell vor allem über die Second National Land Conference, die nächste Woche vom 1. bis 5. Oktober 2018 in Namibia stattfinden wird, und die unseren Partner*innen auch Sorge bereitet. Bei der Konferenz steht die Frage einer gerechten Umverteilung des Farmlandes im Raum. Etwa 4050 weiße Farmer*innen leben heute in Namibia. Weiße machen heute zwar lediglich sechs Prozent der Bevölkerung aus, aber sie besitzen mehr als die Hälfte des kommerziellen Farmlandes.

Währenddessen passieren wir Ortsschilder mit dem Namen „Groß Barmen“ (um 1844 von zwei deutschen Missionaren als erste Missionsstation gegründet, heute ein staatliches Naherholungsgebiet) und Straßenschilder mit dem Namen „Dortmund St.“. Wir merken, wir sind miteinander verbunden, und wollen diese Verbindung weiterhin positiv gestalten.