Gemeinsam mit Mitgliedern des Partnerschaftskomitee und der Gemeinden haben wir vier Tage lang die Flüsse Kongo und Ubangi im Westen der Demokratischen Republik Kongo bereist. Unterwegs waren wir in zwei Pirogen, die eng aneinander gebunden waren. Eine Piroge ist ein Einbaum-Boot, also ein Boot, dass in einem Stück aus einem Baumstamm geschnitten wurde.
Wir erkundigen uns nach dem Alter der Bäume, schließlich ist es da, wo wir wohnen, Tradition, das Alter von Bäumen zu bestimmen – schon als Kinder haben wir gelernt, an Baumscheiben die Jahresringe zu zählen. Zu unserer Überraschung ist diese Vorgehensweise den Menschen am Equateur nicht bekannt, hier irritiert unsere Frage nach dem Alter des Baumes eher. Oskar Pekombe erklärt uns: „Es ist nicht unsere Kultur, nach dem Alter der Bäume in der Natur zu fragen.“ In Deutschland sind Wälder oft eine generationenübergreifende Investion. Bäume werden im Hinblick auf nachfolgende Generationen gepflanzt- das erklärt unsere Frage. Diese Frage aber ist für unsere Partner*innen nicht von Relevanz.
Unsere Tour begann in Mbandaka, und zunächst haben wir die Dörfer Ilambasa und Maita am Kongofluss besucht. Anschließend sind wir abgebogen auf den Fluss Ubangi, und mit Zwischenstopp in den Dörfern Mantuka, Bobangi und Djili bis nach Lilanga gefahren. Dabei war unser Reisen sehr komfortabel: da wir zwei Außenbootmotoren dabei hatten, haben die insgesamt 200 Kilometer nur 20 Stunden gedauert – die hunderte von Pirogen, denen wir unterwegs begegnet sind, hatten bis auf ein oder zwei Außnahmen keine Motoren. Für Musik auf dem Boot war auch gesorgt: schon kurz nachdem wir in Mbandaka losgefahren sind, holte Jean-Robert Ekonzo, der PSB (Superintendent von Bolenge), seine Bluetoothbox hervor. Am meisten gefällt uns die Musik von Petsou Mwanza, ein bekannter Sänger von christliche Popmusik in der DR Kongo. Und unsere Partner*innen hatten viel Reiseproviant dabei: mitten auf dem Kongofluss, viele Kilometer weit weg von der nächsten Stadt, tranken wir Nescafé mit Milchpulver und aßen Kekse.

Diese vier Tagen haben etwas verändert: wir hatten viel Zeit, einander kennen zu lernen, haben gemeinsam gesungen, haben uns theologisch ausgetauscht, haben gemeinsam gelacht und Witze gemacht. Anders als in formellen Sitzungen hatten wir bei dieser Reise die Chance, über alltägliche Fragen miteinander ins Gespräch zu kommen. Welches Shampoo benutzt du für das Waschen deiner Haare? Wir bereitest du Rührei zu? Wie lange regnet es? Für die kongolesischen Mitgieder ist diese Flussfahrt auch etwas besonderes, einige sind genau wie wir das erste Mal in den Dörfern zu Besuch. Gemeinsam blicken wir mit den Augen von Menschen, die im städtischen Kontext leben, auf die Dörfer. Wir beobachten gemeinsam, wir stellen gemeinsam Fragen, wir versuchen uns gemeinsam und vorsichtig an Antworten. Auch zum Alter eines Baumes.