Mitten in der Nacht brechen wir auf, um den Rückweg von Lilanga nach Mbandaka anzutreten. Wir haben etwa 200 Kilometer vor uns – eine ganze Nacht und einen ganzen Tag werden wir durchfahren müssen. Unseren Partner*innen ist es wichtig, dass wir noch bei Tageslicht in Mbandaka ankommen – auf den Dörfern war es möglich, auch noch nach Einbruch der Dunkelheit anzulegen. Die Dörfer, so erklären uns unsere Partner*innen, sind sicherer als die Stadt. Diesmal fahren wir auf dem Ubangi flussabwärts, was deutlich schneller geht als auf dem Hinweg, wo wir entgegen der Strömung unterwegs waren. Erst wenn wir im Süden wieder in den Kongostrom abbiegen werden, wird es wieder flussaufwärts gegen die Strömung gehen.
Die ersten 150 Kilometer verlaufen wirklich gut, und wir kommen gleichmäßig vorwärts. Wir wissen nicht, wie sich unsere Fahrer orientieren, weil es sehr dunkel ist, und das Wasserstraßennetz durch viele Flussinseln schier unübersichtlich scheint. Die Stimmung an Bord ist entspannt, wir machen Witze und unterhalten uns intensiv auf Lingala und Französisch, Englisch und Deutsch, schlafen für einige Stunden auf den blauen Plastikstühlen und den mitgebrachten Matratzen. Mittags erreichen wir das Dorf Maita. Der sorgenvolle Blick unserer Partner*innen in den dunklen, wolkenverhangenen Himmel verheißt nichts Gutes. Und kurz nach Maita beginnt dann der Regen. Regen kennen wir hier ja schon. Nach etwa einer Stunde wird dann auch der Kongo deutlich unruhiger. Wellen schlagen über die Außenwände der Piroge ins Boot. Noch befinden wir uns an der Westseite des großen Kongostromes, Mbandaka liegt am Ostufer. Irgendwann wird dann klar: bei diesem Wind und Wellengang werden wir es nicht ans andere Ufer schaffen. Uns bleibt nichts anderes übrig, als möglichst schnell einen sicheren Ort an Land zu finden. Und den finden wir in einer Kirche, die als multifunktionalen Gebäude unserer deutsch-kongolesischen Reisegruppe dient: Umkleidekabine und Wartesaal, vor allem aber Küche, wo „Mama Presidente“ Belinda leckere Kochbananen für alle fritiert. Wir teilen Schlafsäcke und Handtücher untereinander, um uns zu wärmen; denn mit dem Regen wurde es richtig kalt – ein weiterer Mythos des immer warmen Afrikas wird dekonstruiert. Auch unsere Partner*innen frieren sichtlich. Als der starke Wellengang schwächer wird, setzen wir unsere Fahrt in der Piroge fort, und erreichen die Landseite nun doch in der Dunkeheit. Weil beim nächtlichen Anlegen in der Stadt Probleme ertwartet werden, steigen wir deutschen schon in Inganda, ein Dorf vor Bolenge aus. Dort erwarten uns der Kirchenpräsident Eliki Bonanga und der Ehemalige Superintendent von Bolenge Ngoy Bondjokote und wir fahren das letzte Stück mit dem Auto.
Am nächsten Morgen hat sich das Wetter wieder beruhigt. Jean Robert Ekonzo holt uns zum Gottesdienst ab. Er begrüßt uns mit den Worten: „Na, das war ja wirklich eine historische Partnerschaftsflussfahrt gestern. „Wir sitzen alle in einem Boot – auch wenn es regnet.“
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