Vanessa Gerum war von Oktober 2019 bis März 2020 als Praktikantin bei unserer Partnerkirche, der Methodistischen Kirche von Sri Lanka. Aufgrund der derzeiten Situation, der Coronavirus-Pandemie, hat sie ihren Aufenthalt in Sri Lanka vorzeitig beenden müssen. Seit einer Woche ist sie zurück im Kirchenkreis Dortmund. Hier berichtet sie von ihren Erfahrungen in Badulla, ihrer plötzlichen Abreise und beschreibt, wofür sie dankbar ist.

„Vor zwei Wochen gab es den ersten Fall von Corona in Sri Lanka. Ein Touristenführer, welcher mit einer italienischen Gruppe unterwegs war, hatte sich infiziert. Direkt wurden alle Schulen geschlossen, damit das Virus sich nicht schnell ausbreiten kann.

Eine Woche später bin ich zu Hause, zurück in Deutschland. Das ging schnell, dieser Abschied. Dort vor Ort in Badulla/Sri Lanka habe ich nicht viel von der Krise mitbekommen. Dadurch, dass die Schulen geschlossen wurden, konnte ich mehr Zeit mit den Kindern verbringen, bevor diese nach Hause zu ihren Verwandten gegangen sind. Natürlich eine Folge von Corona, aber es hatte sonst erstmal nicht viele Auswirkungen.
Immer mal wieder habe ich Anrufe bekommen und wurde gefragt, wie es mir geht, ob ich nicht zurück möchte, wegen Corona. Meine Antwort war jedes Mal: Nein, warum?

Ich habe durch die Medien mitbekommen, was hier, in Deutschland, passiert, wie die Zahlen der Infizierten steigen und die Hamsterkäufe. Alles kam mir so weit weg und surreal vor, wir waren dort eben nicht so betroffen.

Dann kam plötzlich alles Schlag auf Schlag. Die Bundesregierung stellte ihren Plan vor, alle gestrandeten Urlauber*innen zurück zu holen nach Deutschland, darauf haben viele Organisationen reagiert und auch ihre Freiwilligen zurückgeholt, ebenso mich.
Ich bekam einen Anruf und wir haben darüber geredet, dass ich zurückkommen sollte und wir nach einem Flug schauen, später kam der Anruf, morgen geht der Flug. Morgen schon.

Nur noch Zeit zu packen, eine gemeinsame Gebetsrunde, schlafen zu gehen und am nächsten Morgen geht es zurück nach Hause. Ohne Abschied von Freund*innen, Bekannten, von den Kindern, die nicht wissen, dass ich zurück in Deutschland bin.

Ich bin so unendlich dankbar, für alles was ich erleben durfte, für alle Erfahrungen die ich sammeln durfte, für jeden einzelnen Menschen, der oder die an meiner Seite war, für die Menschen die mich überall mit hingenommen haben, damit ich erlebe, wie Sri Lanka ist, damit ich erlebe, wie ihr Alltag aussieht mit Gott, für die Kinder, die mich mit offenen Armen empfangen haben, ihre Vanessa Sister oder Vanessa Akka (Bezeichnung für „Große Schwester“) oder Teddy Akka. Vor allem auch, für alle, die ermöglicht haben, dass ich das alles erleben durfte. Am Anfang war es nicht einfach, aber ich habe gemerkt, genauso, wie bereits 2018, als wir zu Besuch im Girlshome waren, dass ich dorther gehöre.

Ich habe dort eine zweite Heimat gefunden, eine große zweite Familie und ich werde definitiv zurückkehren, alleine schon, um mich zu verabschieden. Bis dahin wird es aber ein Stückchen Arbeit wieder hier anzukommen.“