Von Maj aus dem Partnerschaftskreis in Dortmund

Maj ist Mitglied der Partnerschaft zwischen dem Kirchenkreis Dortmund und dem Kirchenkreis Bolenge. Momentan studiert die Dortmunderin in Österreich. Seit einer Partnerschaftsbegegnung im Oktober 2019 hat Maj Kontakt über WhatsApp mit Frida aus Bolenge:

Soeben bin ich gelandet. In Wien. Aus dem karg besetzten Flugzeug ging es direkt in einen menschenleeren Flughafen. Österreich hat ein Einreiseverbot verhängt. Eingereist werden darf nur, wer sich verpflichtet eine zehn tägige Heimquarantäne anzutreten. Nach sechs Tagen darf man sich Freitesten.

Ich war über Weihnachten in Dortmund bei meiner engsten Familie, um nicht ganz alleine in Wien zu sein. Jetzt warte ich mit Abstand, bis ich an der Reihe bin, mich zur Quarantäne zur verpflichten. Bundesheersoldaten erklären einem, dass auf keinen Fall die eigene Wohnung verlassen werden darf.

In der sonst so strahlenden Eingangshalle des Wienerflughafens stehen Geschäft leer und andere sind verrammelt. Anders als normalerweise spiegeln sich keine Deckenlampen im Boden sondern alles liegt im Halbdunkeln.

War Weihnachten auch im kleinsten Kreis so wunderschön, bin ich jetztwieder einmal von den Auswirkungen der Pandemie umso mehr überrascht. Ich sehne mich nach einer Zeit in der ich in Europa reisen konnte ohne Identitätskontrollen. Na. Eigentlich sehne ich mich nicht nach der Zeit vor der Pandemie in Europa, sondern nach einer Zeit in der auf der ganzen Welt gereist werden kann, unabhängig davon wo man geboren worden ist. Nach einer Welt, in der wir nicht bei unserem nächsten Besuch unser Partner*innen in Dortmund hoffen müssen, dass all unsere Gäste ihr Visum bekommen.

Huch einen solchen Traum nicht nur in Gedanken zu formulieren klingt ganz schön größenwahnsinnig. Immerhin kommen wir dem in der digitalen Welt immer näher, Frida eine Freundin und Partnerin aus dem Kongo, hat seit heute whatsapp und wir können plötzlich sehr viel einfacher, schneller und mehr kommunizieren, ein bisschen mehr so als würden wir uns sehen. Ihre erste Nachricht pustet die Endzeitstimmung am Flughafen weg:

Salut chère Maj, comment vas tu ? J’espère sur WhatsApp on peut s’écrire facilement ? Je suis maintenant disponible sur WhatsApp.

Ich fange an zu hoffen auf eine andere Welt, als ich im Gehen meine Antwort tippe:

„Coucou Frida🥳🤗 trop cool que tu as maintenant whatsapp🥳 moi je vais très bien, aujourd’hui je suis revenu à vienne, car j’étais à dortmund pour noel avec mes parents et mes frères:) et toi comment vas tu et est-ce que tu as passé un joyeux noel?✨🌟❄️🎄“

… erst beim Versenden, fällt mir auf, dass die Schneeflocke nicht wirklich zu meiner Vorstellung von Weihnachten in Bolenge passt, abgesehen davon – dass es bei uns in Dortmund ja auch nie schneit – aber vielleicht überrascht Frida mich ja mit dem Gegenteil.